Voltigieren

Ihre Ansprechpartner im KRV: Anne Damrow


Als Voltigieren bezeichnet man das Turnen auf einem an der Longe laufenden Pferd. Der Longenführer fährt das Pferd in einem Kreis mit ca. 15m Durchmesser in den Gangarten Schritt, Trab und Galopp um sich herum. Während die Leistungsklassen A, L, M*, M** und S im Galopp Pflicht- und Kürelemente turnen müssen gibt es auf Kreis- und Landesebene ebenfalls Einsteiger- und Anfängergruppen in so genannten Nachwuchswettbewerben. Hier werden Pflicht und Kür im Schritt oder auch teilweise im Galopp geturnt. In der Pflicht muss jeder einzelne Voltigierer vorgegebene Elemente turnen, während in der Kür 1 bis 3 Voltigierer selbst erdachte Übungen auf dem Pferd zeigen. Der Schwierigkeitsgrad der zu turnenden Übungen in Pflicht und Kür steigert sich mit den Leistungsklassen.

Zur Ausrüstung des Voltigierpferdes gehören der Voltigiergurt, der kurz hinter dem Widerrist auf dem Rücken des Pferdes liegt und mit zwei Handgriffen sowie zwei Fussschlaufen auf jeder Seite des Pferdes ausgestattet ist. Zum Schutz des Pferderückens wird unter den Gurt ein so genanntes Pad auf den Rücken gelegt und unter den Gurt eine Schaumstoffunterlage. Außerdem werden Trense, Hilfszügel wie z.B. Ausbinder, Gamaschen oder Bandagen an den Beinen des Pferdes sowie Peitsche und Longe benötigt. Die Voltigierer sollten zum Sport möglichst eng anliegende Kleidung tragen um eventuelle Haltungsfehler besser erkennen zu können und ein Hängenbleiben zu vermeiden. Außerdem benötigen sie Turnerschläppchen. Die Haare sollten fest zusammengebunden und aller Schmuck abgelegt sein. Das Voltigieren gilt als Einstieg in den Pferdesport und kann von Kindern ab 3 Jahren begonnen werden.

Den Ursprung hat das heutige Voltigieren in der Kavallerie, wo es dazu diente Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer der Soldaten auf dem Pferd zu schulen. 1920 wurde das Voltigieren auch Olympisch, damals allerdings noch unter dem Namen Kunstreiten. Hier zeigten die Kavalleristen ihr Können auf dem Pferd.
Nach Deutschland brachte der Theologe Johann Valentin Andreé das Voltigieren bereits 1612 nach einer Reise nach Italien, wo dieser Sport bereits populär war. Er eröffnete die erste Voltigierschule in Tübingen, wobei der damalige Sport noch nicht mit dem heutigen Voltigiersport vergleichbar war. Erst Jahn, der deutsche Pädagoge und Begründer der Turnerbewegung brachte dann im 19. Jahrhundert den Voltigiersport in seine heutige Form. 1963 fanden dann die ersten Deutschen Meisterschaften im Voltigieren in Wiesbaden statt.

Während das Voltigieren in manchen Vereinen nur als Vorbereitung auf den Reitssport durchgeführt wird, wird in den Vereinen meisten des Kreisreiterverbandes Delmenhorst auf das Voltigieren als Turniersport hingearbeitet. Besondere Erfolge erreichte hier in der Vergangenheit der RV Grüppenbühren, aber auch der RV Ganderkesee und der RC Hude zeigten sich bisher erfolgreich auf nationaler Ebene.
Der anspruchsvolle Leistungssport fordert Gleichgewicht, Kraft, Spannung, Beweglichkeit, Ausdauer, Rhythmusgefühl, Vertrauen, Mut und Kreativität sowie Teamgeist beim Gruppenvoltigieren. Geturnt werden muss aber nicht immer in einer Gruppe von 8 Voltigieren und einem Ersatzmann, sondern ebenso in so genannten sechser Teams. Aber auch das Einzelvoltigieren in den Leistungsklassen M*, M** und S ist möglich. Die neu hinzugekommene Leistungsklasse S wird hierbei noch einmal in Junioren und Senioren aufgeteilt, sowie geschlechtlich unterschieden. 2008 fanden die ersten Deutschen Juniorenmeisterschaften in Hohenhameln statt, bei denen auch unser Verein mit zwei Einzelvoltigierern teilnahmen.

Eine weitere Variante des Voltigierens ist das Doppel oder auch Pas de Deux, welches nicht in Leistungsklassen aufgeteilt ist. Speziell ausgebildete Trainer bieten Voltigieren außerdem als heilpädagogische Methode für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche an, denen nicht nur der eigene Körper sondern vor allem der Umgang mit dem Partner Pferd näher gebracht werden soll.